Mittwoch, 25. Juni 2014

Hilfe, ich bin ein Sandwich-Kind

Ich bin ein mittleres Kind, meine Schwester wurde vier Jahre nach mir geboren und ich sehe heute noch, wie meine Mutter mit ihrem dicken Bauch im Schlafzimmer steht. Das ganze kam mir von Anfang an reichlich komisch vor. Es bahnt sich etwas an, das wusste ich. Irgendwann wurde sie dann sogar geboren, meine kleine Schwester. "Was für ein hübsches Kind", habe ich ständig anhören müssen. "Wie süß die Kleine doch ist" ... Keiner merkte mehr, wer doch Mamas wirkliche Prinzessin ist, und wie hübsch und klug ich war. Plötzlich war nicht nur die Aufmerksamkeit meiner Mutter seltener geworden, nein auch mein Bruder musste noch eine gewisse Begeisterung für das unmögliche schreiende Ding zur Schau stellen. Die Göre entwickelt ganz eindeutig zu viel Selbstbewusstsein. Das musste unterbunden werden und bei dieser Mission konnte ich durchaus ziemlich bösartige Züge entwickeln. Wenn sie gerügt wurde, lachte ich mir ins Fäustchen. Wenn mein Bruder mir was geschenkt hatte, wedelte ich es vor ihrer Nase. Und jedes Gramm zu viel auf ihren Hüften benutzte ich als Trophäe der Rache. Für Psychologen ist das mittlere Kind ein höchst interessantes Studienobjekt. Da stand ich damals plötzlich und habe meinen Sonderstatus als Nesthäkchen verloren, einfach ersatzlos gestrichen. In diesem Niemandsland habe ich mir also jetzt mein einsames Lager aufgebaut. Das muss auch die Phase gewesen sein, als ich mich ständig auf den Boden geworfen hatte und nicht mehr aufhören wollte zu plärren. Meine Mutter hat in ihrer Verzweiflung irgendwann mal ihre Jacke geschnappt und meinte zu mir, sie geht jetzt und verließ das Haus. Zu meinem Sandwichkind-Syndrom paarten sich just in diesem Moment auch noch Verlassenheitsängste dazu. Ich hab mich nie mehr auf den Boden geworfen, so sehr musste ich wohl traumatisiert gewesen sein. Schwer geschädigt habe ich schließlich meine Kindheit und Jugend irgendwie doch hinter mich gebracht und bin ausgezogen. Während mein Bruder eine Familie gegründet hat, hat mich meine Schwester regelmäßig besucht. Bei unseren geistigen Streifzügen durch die Kindheit erwähnte sie immer wieder, wie gemein sie zu mir war und wie oft ich ihr beigestanden hätte, wenn sie nicht mehr weiter wusste. So unterschiedlich kann die Wahrnehmung sein … Wir erinnerten uns, wie viel Spaß wir zusammen hatten in unserem gemeinsamen Kinderzimmer. Da fällt mir ein, ich muss sie unbedingt anrufen, um ihr den neuesten Klatsch und Tratsch zu erzählen und ich will auch unbedingt wissen, was sie als Stewardess auf ihrer letzten Reise erlebt hat. Sie wurde zu meiner Vertrauten, wir teilen alle unsere Sorgen, wir lachen zusammen über die blödesten Dinge. Sie steht zu 100 % hinter mir und ich hinter ihr. Wir sind einfach ein tolles Team! Ich bin wirklich stolz auf sie, auf meine hübsche und kluge kleine Schwester. Vielleicht ist es ja doch nicht so schlimm die Mittlere zu sein, denn schließlich ist der Belag ja das Beste am Sandwich! 


(Kolumne "I like lifestyle)

Die Antwort ist Liebe!

Wie war nochmal die Frage?

Wir alle begeben uns im Laufe unseres Lebens wohl irgendwo auf eine Sinnsuche. Warum sind wir hier? Wo sollen wir hin? Und zwischendrin stellen sich viele viele weitere Fragen. Meist kommen Fragen auf, wenn wir uns unwohl fühlen, ganz gleich welcher Art. Wenn wir etwas tiefer graben, entdecken wir, dass ein Gefühl dahinter steckt, und zwar die Angst. Die Angst, etwas oder jemanden zu verlieren, die Angst vor Verlust von Lebensqualität oder gar die Angst um das eigene Leben. Und die Fragen, die daraus resultieren, sind immer solche, die mit der Erwartung einher gehen, dass es einem besser gehen möge. Die Antwort darauf wurde uns schon oft gegeben, von Philosophen, religiösen Führern und Propheten. Und doch zählt diese nichts, wenn man sie nicht höchstpersönlich erlebt und verinnerlicht, denn diese Antwort ist nicht mit dem Verstand zu begreifen, sondern nur mit dem Herzen und durchs eigene Erleben.


Jesus stellte das Gebot der Liebe an oberste Stelle. "Liebe Gott" und "Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst!" Hier wird als wichtigstes Gebot – die allumfassende Liebe – verordnet, nämlich zur Schöpfung, zu sich selbst und zum Anderen. Er hat sogar die Liebe zum Feind mit eingeschlossen. Bei den Buddhisten ist die Liebe ein Bestandteil der sogennanten vier Unermesslichen: "... übe dich in liebender Freundlichkeit, um Ärger zu überwinden. Liebende Freundlichkeit hat die Fähigkeit, anderen Glück zu bringen, ohne etwas als Gegenleistung zu verlangen." Der Psychologe Timothy Leary ist nach seiner Reise durch die sieben Bewusstseinebenen ebenfalls zum Schluss gekommen, dass die Antwort auf alles die Liebe sei. Diese Antwort wurde vielleicht auch im "Anhalter durch die Galaxis" versteckt platziert. Auf die Frage "nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest“ hat nach ein paar Millionen Jahren der künstlich hergestellte Computer Erde schließlich die Antwort "42" ausgespuckt. Numerologisch gesehen, wäre das die Quersumme 6 und im Tarot treffen wir hier auf "die Liebenden", als Summe des Vaters und der großen Mutter, dem Herrscher (4) und der Hohenpriestern (2).

Soweit so gut, reduzieren wir jetzt einmal alle Gefühle, die es gibt, der Einfachheit halber auf die zwei stärksten: Liebe und Angst. Die Liebe beschreibt also alle positiven Gefühle und auf der Angst beruhen alle negativen Gefühle. Ähnlich wie beim Höhlengleichnis von Platon wäre die Angst eine Abwesenheit von Liebe und somit die zweite Seite einer Medaille, wie die Funktionsweise eines Computers 0 und 1 – Strom an oder aus. Ist der Fluss an liebender Energie also unterbrochen, macht sich Angst breit. Im Umkehrschluss kann jede Form von Angst mit Liebe als bewusste Entscheidung ausgemerzt werden, so wie der Schatten mit Hilfe von Licht vertrieben wird. Und zwar nicht nur die Art von Liebe, die auf ein anderes Individuum projeziert wird, sondern allen voran die Liebe zu sich selbst und zu allem was ist. Denn projezierte Liebe bringt Erwartungen mit sich, die wie wir alle wissen, „ent-täuscht“ werden können. Mystiker bezeichnen diese Art von allumfassender Liebe als die göttliche Liebe ohne Grenzen. Es muss nur der kleine Schalter umgelegt werden! Doch ganz egal, ob die Liebe jetzt nun wirklich die Antwort auf alle Fragen ist, eines ist sicher: Es lebt sich einfach besser mit einem liebenden Blick auf Menschen oder Situationen. Wer kennt es nicht, das geheimnisvolle Gefühl, das unseren Körper dazu bringt Endorphine auszuschütten. Sind wir nicht erfolgreicher, wenn wir unsere Arbeit lieben? Ist der Tag nicht schöner, wenn wir liebevollen Menschen begegnen? Und schließlich ist die Liebe das einzige, das sich schnell vermehrt, wenn man es verschenkt! 
(Kolumne "I like lifestyle" Sommer 2011)

Netzfundstück oder

Wer braucht schon einen Priester?


Die Beichte ist in den letzten Jahrzehnten doch ziemlich aus der Mode gekommen. Ich erinnere mich noch an meine Kindertage, als es üblich war, einmal in der Woche am Beichtstuhl Schlange zu stehen, um dann hinter einem Vorhang alle seine – damals doch eher kleinen – Sünden reumütig zu gestehen. Mittlerweile ist es out in die Kirche zu gehen, aber es scheint ein Bedürfnis der Menschen zu sein, sich die Missetaten von der Seele zu reden und dadurch im besten Falle auch Erleichterung zu erlangen. Das ist nun anonym und virtuell möglich: im www.beichthaus.com. Hier wird hemmungslos gebeichtet, was das Gewissen belastet. Jeder kann mitlesen und sich sein eigenes Urteil über die Sünden der anderen bilden. Dass da der eine oder andere Lacher dabei ist, davon kann man ausgehen. So beichtet ein äußerst übler Mitbürger, dass er im Küchen-Einrichtungshaus böswillig alle Herde mit graphischem Menü auf kyrillisch umgestellt hat. Ein 23-jähriger Geschichtsstudent, gesteht, dass er sich mit seinem selbst gehäkelten Clown regelmäßig unterhält und ihm das Amt des Innenministers verliehen hat. Ein eifersüchtiger Bruder schildert im Detail, wie er freche Facebook-Sprüche seiner hübschen Schwester anonym an die Eltern geschickt hat. Auch die Rache eines Haustechnikers in einem Nobelhotel liest sich recht amüsant. Weil ein arabischer Scheich ihm fürs Koffer schleppen kein Trinkgeld gegeben hatte, hat er kurzerhand den Pfeil, der zu Orientierung nach Mekka deuteten sollte, verdreht. So hat der Scheich – ich zitiere wörtlich – „jeden Tag mit dem Arsch nach Mekka gebetet“. Diese Tat hält sicherlich ein Plätzchen in der Hölle bereit! Während ich mich an den Sünden der anderen ergötze, frage ich mich, was ich denn zu beichten hätte und mir fällt sofort eine Missetat ein. Bei unserem Umzug hatte ich einen Sack mit Müll vor’s Haus gestellt. Da darin eine Essigflasche lag, die ausgelaufen war, habe ich diesen Sack nicht wie geplant zur Müllsammelstelle gebracht, weil die Mülltonnen bereits restlos mit unseren Tapetenresten vollgestopft waren, sondern erst mal stehen lassen. Kurzerhand packte ich schließlich den schweren Sack und habe ihn in die anonyme Einfahrt geschleift, nicht wissend, dass ich dabei eine schöne Essigspur hinter mir hergezogen hatte, die von unserem Fenster sehr deutlich über den ganzen Gehsteig bis in die Einfahrt reichte. Unser ungeliebter Hausmeister, der regelmäßig bei uns Sturm geklingelt hat und eher weniger nett zur Hofreinigung aufgerufen hatte, stand nicht viel später vor der Tür und hatte das Geschehen natürlich eindringlich zu beanstanden. Ich wusste ja von meiner Sünde, die ich begangen hatte, mein Freund jedoch nicht. Deshalb brachte er seine Gegenwehr auch richtig glaubwürdig vor und behauptete lautstark, wie seien das nicht gewesen! Ich stand im Flur und musste grinsen. Der Hausmeister hat sich schnell getrollt, wohlwissend, dass es hier keinerlei wirklich stichhaltige Beweise gibt und auch etwas ängstlich, da er von uns nicht mit so einer Gegenwehr gerechnet hatte, wo wir doch bisher immer brav seinen stumklingelnden Ermahnungen nachgekommen sind. Meine Rache an den Hausmeister saß und mein Freund hatte endlich Gelegenheit, sich bei dem stressigen Umzug mal so richtig schön abzureagieren. Wir müssen heute noch darüber lachen. Aber seid gewiss, liebe Leser, ich weiß genau, dass das boshaft, hintertrieben und gemein war und werde mindestens drei „Vater unser“ beten! 

12 ökorrekte Taten, die die Welt retten

Ein einzelner wird wohl kaum die Welt retten können. Aber gemeinsam kann man großes vollbringen, wenn jeder sein kleines Quäntchen dazu beiträgt. Wir leben inzwischen in einer Massenproduktions- und Wegwerfgesellschaft. Wir alle wissen inzwischen, dass wir in unseren Müllbergen fast ersticken, Chemikalien unser Grundwasser belasten und schädliche Abgase unsere Luft verschmutzen. Deshalb haben wir hier zwölf Tipps, die wirklich jeder ganz einfach umsetzen kann:  


Strom sparen: Alte Geräte sollte am besten durch neue Energiespargeräte ersetzen, am besten ein A++ Gerät wählen. Die Investition wird meist durch die Stromersparnis bereits in den ersten Jahren wieder ausgeglichen. Und immer noch gilt: Licht aus, wenn man es nicht braucht!

Stromanbieter wechseln: Hier gilt es zu beachten, dass man zu einem "echten" zertifizierten Ökostromanbieter wechselt. Auch große Stromkonzerne bieten mittlerweile Ökostrom an, aber dort werden Gewinne nicht unbedingt in den Ausbau erneuerbare Energien investiert. 

Untertourig fahren: Früh in den nächsten Gang schalten spart Sprit und schadet auch nicht dem Motor. Diese Fahrweise kann, je nach Fahrzeugtyp bis zu 0,5 l Benzin auf 100 km sparen. In der Stadt sollte man unter einer Drehzahl von 2.000 U/min fahren.

Auto stehen lassen, wenn es heiß wird: Bei intensiver Sonnenstrahlung entstehen aus den Autoabgasen Schadstoffe, wie zum Beispiel troposphärisches Ozon. Das verschlechtert die Qualität unserer Luft und produziert Smog, der zu Atembeschwerden führen kann.

Wasserhahn ausmachen: Den Wasserhahn lässt man oft gedankenlos weiter laufen, zum Beispiel beim Zähneputzen. Öfter mal duschen, statt baden. Tropfende Wasserhähne sollte man umgehend austauschen oder den Dichtungsring wechseln.

Kippen nicht auf den Boden: Für alle Raucher gilt, ein kleiner Aschenbecher oder eine Blechdose in der Tasche ersetzt den "großen Aschenbecher". Besonders beim Spaziergang in der Natur haben Kippen nichts auf dem Boden zu suchen!

CDs zurückgeben: Alte CDs gehören nicht in den Müll. Es gibt die bundesweite Sammelaktion "CD-Collect", hier können bei teilnehmenden Händlern die ausgedienten Scheiben abgegeben werden und werden wieder recycled. So bleiben wertvolle Rohstoffe erhalten.

Alte Handys recyclen: 72 Mio. alte Handys liegen in den Schränken der Deutschen. Wertvolle Rohstoffe gehen hier verloren. Besonders der Rohstoff Coltan wird unter inhumanen Bedingugen abgebaut und es werden wichtige Lebensräume zerstört, Z.B. der Gorillas.

Müll vermeiden: Zum Metzger z.B. kann man seine eigene Dose mitbringen. Plastiktüten sind wiederverwendbar. Am allerbesten jedoch gleich zur Papiertüte greifen! Auch die sog. umweltfreundlichen Plastiktüten schaffen bereits mehr Müll, als wir recyclen können!

Chemiekeulen vermeiden: Alle Haushaltsreiniger gibt es auch in der ökologischen Version. Die Inhaltsstoffe sind hier biologisch abbaubar. Für Kalk im Bad oder in der Küche und zum Desinfizieren hat sich noch immer der ganz normale Essigreiniger bewährt.

Regenwasser nutzen: Für Hausbesitzer ist es ein einfaches, eine Regentonne im Garten zu platzieren. Auch Balkonbesitzer können ein Stück Regenrinne installieren und Regenwasser sammeln. Die Pflanzen genießen auch das weniger kalkhaltige Regenwasser. 

Pflanze einen Baum: Früher war es üblich bei der Geburt eines Kindes einen Baum zu pflanzen. Ein schöner Brauch, der nicht verloren gehen sollte. Damit wird ein kleines Ökosystem geschaffen und ein weiterer Produktionsbetrieb für Sauerstoff.

(veröffentlicht "I like lifestyle" Winterausgabe 2011)

Die lieben Nachbarn

Von russischen Spätgesängen und Balkonkräutern mit Beilagen


Vor ein paar Jahren ist in der Wohnung über uns ein junges russisches Pärchen eingezogen. Sie sind wirklich nett und überdies auch sehr adrett, aber ein paar Eigenarten haben sie, die uns schier zur Verzweiflung treiben ... Gleich der Einzug wurde – nach einer sechswöchigen Renovierungsphase – mit einem rauschenden Fest gefeiert. Das heißt im Klartext, ca. 25 feierlustige russische Mitbürger sind ins Haus eingefallen und haben eine Party gefeiert, die man nur schwer überbieten kann. Wir denken mal, Vodka floss in rauhen Mengen, auch einige Jackie-Flaschen wurden gesichtet. Ab einem gewissen Alkoholpegel fing die Partycrew lautstark an zu singen, und zu noch späterer Stunde wurde der Gesang durch kollektives Aufstampfen auf den Boden begleitet. Nun muss man wissen, dass es sich um eine Altbauwohnung handelt und die Zwischendecken hohl sind. Es grenzt an ein Wunder, dass die Zimmerdecke, wohlgemerkt ca. 1,20 m direkt über unseren Köpfen, stand gehalten hat. Aber die Nacht ging vorüber, zwar schlaflos, aber man kann ja mal ein Auge zudrücken, bzw. in dieser Nacht nicht wirklich ... Dass daraus viele Augen werden sollten, wussten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Die allwochenendlichen Trink-, Gesangs- und Stampforgien scheinen wirklich tief in der russischen Kultur verankert zu sein. Pünktlich jeden Freitag und Samstag Abend fielen die Horden wieder über uns ein. Nun ja, es hat ca. 2 Jahre gedauert, bis wir die Nachbarn endlich – durch gutes Zureden, unzähligen Anrufen ab 2 Uhr nachts und Flyer-Einwürfen von Karaoke-Bars und Discos in der Stadt – so weit hatten, die Feierei aufzugeben. Zumindest verfügen wir jetzt über ein beträchtliches Repertoire an russischem Liedgut. Endlich wieder ruhige Nächte mit der Option auf süße Träume an den Wochenenden und vor den Feiertagen! Dachten wir ... Dass die Russen auch ein überaus reinliches Volk sein dürften, wurde uns erst durch die ausgiebigen Wäschemarathons des jungen Pärchens bewusst. Von morgens um 7 Uhr bis teilweise nachts um eins liefen nun Waschmaschine und Trockner im Duett und versuchten sich gegenseitig an Dröhnung zu überbieten. (Die hatten wir vorher im Partylärm wahrscheinlich schlicht und ergreifend nicht wahrgenommen.) Und zwar tagtäglich, tagein, tagaus! Schade nur, daß die Vibrationen und das dumpfe Brummgeräusch durch die hohle Decke so richtig schön Schall gewinnt und der sich vor allem in den Kissen im Schlafzimmer darunter so richtig wohl fühlt. Nach ca. zwei bis vier weiteren Jahren hatten wir sie dann auch soweit, nach 21 Uhr der Waschmaschine und dem Trockner auch mal eine Pause zu gönnen. Bei all den bisherigen Tumult sehen wir großzügig über die geschnitten Finger- und Fußnägel und über die Zigarettenasche hinweg, die sich in meinen Kräutern auf dem Balkon unter dem ihrigen in regelmäßigen Abständen auffinden lassen. Das Baby, das jetzt ein halbes Jahr alt ist, verhält sich jedoch unglaublich ruhig. Nur selten hört man es schreien. Viel öfter den Papa, der sein Kind mit brunftähnlichen Geräuschen zu unterhalten versucht. Der kleine Wonneproppen ist dadurch wahrscheinlich so eingeschüchtert, dass er sich gar nicht traut zu meckern. Jaja, die lieben Nachbarn über uns ... aber nett sind sind ja eigentlich schon, und lernfähig (wenn auch seeehr langsam) anscheinend auch …


(Kolumne "I like lifestyle" Herbstausgabe 2011)

Alles nur Müll ...

Umweltschutz geht uns alle an. Bereits als kleiner Stöpsel wusste ich, dass wir zerstörerisch auf unsere Umwelt einwirken und dass wir aber auf der anderen Seite auf unsere Mutter Erde ziemlich angewiesen sind. Ja, eigentlich weiß das jedes Kind, zumindest die, die nicht nur mit Pokemon und Barbie zugeschissen werden und Konsumgüter als alleinigen Lebenssinn zu schätzen wissen. Wie sehr hatte ich mich gefreut, als es auf einmal so was wie eine grüne Partei gab. Inzwischen sind die Bürger so bewegt, dass auch die anderen politischen Köpfe gemerkt haben, dass auch sie etwas tun müssen, weil sonst die Wähler komplett abspringen und sich Vertreter mit Idealen suchen. Zugegeben, die Grünen haben sich inzwischen auch ziemlich von ihren einstigen Idealen entfernt, aber vielleicht haben sie damals als strickende und Baby säugende Parlamentsvertreter in Jesus-Latschen und Wollpullis genau so ihren Zweck erfüllt ... einen Stein ins rollen zu bringen. Und fürwahr, man hat wirklich den Verdacht, dass etwas rollt. Ich bin begeistert und mach mit. Alle Glühbirnen werden ausgetauscht, Müll wird jetzt gewaschen und getrennt, in den Kühlschrank kommt nur noch Bio. Wenn man jedoch die viel gepriesenen Maßnahmen mal genauer unter die Lupe nimmt, stellt man eines fest: Sie taugen nix! Energiesparlampen beinhalten hochgiftiges Quecksilber und werden deshalb wieder aus dem Verkehr gezogen, Gelbe Säcke stapeln sich auf stink-normalen Mülldeponien, Ökosprit führt zur Abholzung des Regenwaldes und zur Vernichtung von Anbauflächen von Nahrungsmitteln und Bio-Rohkost kann uns mit gefährlichen Pilzsporen vergiften. Es ist doch zum Haare raufen, zum Mäuse melken und schlicht und ergreifend zum verzweifeln ... Jüngste Ereignisse setzen dem Ganzen noch die Krone auf. So werden Atomkraftwerke dem Bürger als umweltschonende Stromerzeugungs-Maßnahme verkauft. Geflissentlich wird dabei die Diskussion vermieden, was mit dem Strahlenmüll denn nun passieren soll. Da beschleicht mich doch langsam der Verdacht, dass es hier nicht mit rechten Dingen zugeht. Aber ich will ja nicht mal den Politikern die Schuld daran geben. Vielleicht handeln die wirklich nach besten Wissen und Gewissen und werden selbst nur Opfer einer skrupellosen Industrie, die uns allen etwas vorgaukeln möchte und bei der es einzig und alleine darum geht, Kohle zu scheffeln. Sie alle bekommen doch sowieso eine amtliche Merkbefreiung bei Amtsantritt ausgestellt. Wie sonst soll es möglich sein, dass eine Politikerin, die  über Vorratsdatenspeicherung und Sperrung von Kinderpronographie-Seiten mitentscheidet, keine Antwort auf die Frage hat, was ein Brower ist? Schließlich legte sie kurz zuvor das „Gesetz zur Klärung der Vaterschaft unabhängig vom Anfechtungsverfahren“ vor und musste da erst mal lernen, wie das denn nun mit dem Bienchen und Blümchen funktioniert ...

(Kolumne "I like lifestyle" Sommer-Ausgabe 2011)

Tierversuche in der Medizin

Millionenfacher Tod 

Tierversuche in der Medizin: Wirklich sinnvoll oder eher Hindernis im Fortschritt?


In medizinischen Laboren werden unzählige Tiere für Versuchszwecke verwendet und anschließend in den allermeisten Fällen getötet. Dabei handelt es sich nicht nur um sogenannte Ekeltiere wie Ratten, Mäuse und Insekten, sondern auch Schweine, Minischweine, Meerschweinchen, Kaninchen, Gerbils, Fische u.a. Oftmals werden hier auch Hunde, Katzen und sogar Affen nicht verschont. Tierversuche sind gar nicht notwendig, da es genügend sichere und schmerzfreie Methoden in der Forschung gibt, die im Gegensatz zum Tierversuch auf den Menschen übertragbare Ergebnisse liefern. Forschungsgelder stehen für sogenannte alternative Forschungsmethoden bereit, diese werden jedoch wenig beantragt und in Anspruch genommen. Ich habe im folgenden Text bewusst auf Einzelheiten und Abläufe der Grausamkeiten bei Tierversuchen verzichtet. Ich will nicht schockieren, sondern aufklären und behilflich sein, eine subjektive Meinung zu bilden:


Jährlich werden deutschlandweit ca. 2,6 Mio Tiere – Tendenz leider wieder steigend – für Versuchszwecke getötet und ca. 60.000 Tiere werden schon allein für den Pflichtteil des Studiums der Biologie, Tier- oder Humanmedizin zu Lehrzwecken an den Unis verbraucht. Gleichzeitig sterben aber jährlich ca. 58.000 Menschen deutschlandweit an tierversuchserprobten Arzneimitteln. Stoffwechsel, Organfunktionen und Körperbau der Tiere unterscheiden sich wesentlich von dem der Menschen. Eine Übertragung der Versuchsergebnisse auf den Menschen ist daher sehr oft problematisch. So ist Arsen zum Beispiel für Schafe gut verträglich, beim Menschen ist eine hohe Dosis tödlich. Meerschweinchen vertragen kein Penicillin. Cortison verur-sacht bei Mäusen Missbildungen, beim Mensch nicht. Bei dem Schlafmittel Contergan ist es umgekehrt. Contergan wurde 1957 nach ausgiebigen und sehr umfangreichen Tierversuchen auf den Markt gebracht und besonders für Schwangere als unbedenklich empfohlen. Die Folge waren über 10.000 verstümmelte Kinder, die geboren wurden. Alleine 4.000 davon in Deutschland! Durch die Rheumamedikamente Tanderil und Amuno kam es zu 1.182 Todesfällen, nach Mexaform zu 3.000 Toten und 30.000 Schwerbehinderten. Im Jahr 2006 wurde in Würzburg das neue Medikament TGN1412 an Affen getestet. Das Mittel wurde von der Würzburger Firma TeGenero für unbedenklich erklärt und weiteren Test am Menschen in England unterzogen. Die Reaktionen der Versuchsprobanden waren verheerend. Alle sechs Probanden erlitten ein Multiorganversagen und mussten wochenlang auf der Intensivstation behandelt werden. Nach Berechnungen der amerikanischen Arzneimittelzulassungsbehörde FDA werden ca. 92% aller Wirkstoffe, die am Tier getestet wurden, erst gar nicht zugelassen. Von den verbleibenden 8% wird die Hälfte der Mittel später wieder vom Markt zurückgezogen.

Tierversuche in der Krebsforschung:
1971 wurde durch den National Cancer Act (nationales Krebsgesetz) in den USA ein Krieg gegen Krebs eröffnet. Binnen fünf Jahren sollte Krebs vollständig ausgerottet werden und es wurden 1,59 Milliarden US-Dollar bereitgestellt. Die Krebsforschung ist in den letzten Jahren jedoch nicht sehr viel weiter gekommen, und es sterben jährlich immer mehr Menschen an Krebs oder den darauffolgenden Behandlungen. Im Tierversuch konnte jedoch schließlich nicht einmal der Zusammenhang zwischen Rauchen und Lungenkrebs hergestellt werden. So wurde lange Jahre der Zusammenhang verneint, und es starben hunderttausende Menschen an Lungenkrebs, weil Aufklärungs- und Präventivmaßnahmen ausblieben. Die Herausgeber der Krebsforschungs-Zeitschrift »Clinical Onkology« stellten fest, dass es überaus schwierig sei, die Versuche am Tier auf den Menschen zu übertragen. Letztendlich sind es Studien am Menschen, die relevante Ergebnisse bringen. Bei Mäusen ist Krebs mittlerweile heilbar, beim Menschen jedoch immer noch nicht!Tierversuche in der AIDS-Forschung:In der Aidsforschung hatte man einen Impfstoff gefunden, der bei Primaten Aids verhindern kann. Viele Jahre wurde an Affen geforscht, bis man festgestellt hatte, dass Affen kein AIDS entwickeln, wie Menschen es bekommen, sondern eine ganz andere Form. Nachdem man mehr als 130 Versuche mit den an Affen getesteten Wirkstoffen am Menschen durchgeführt hatte, hat man gemerkt, dass kein einziger beim Menschen wirksam war. Dagegen wurde bei Untersuchungen am Menschen und mit Hilfe von Computersimulationen der HIV-Virus erfolgreich isoliert. Untersuchungen an menschlichen weißen Blutzellen außerhalb des Körpers haben erst Medikamente wie AZT, 3TC oder Proteaseinhibitoren ermöglicht. Selbst der berühmte AIDS-Experte Bernard Fields sagte aus: »Wir gehen einen Irrweg«, und meinte hier die Tierversuche.

Tierverbrauch an den Universitäten:
An der Universität werden Tierversuche an Insekten durchgeführt, alles andere nennt sich hier Tierverbrauch. In den Studiengängen Biologie, Humanmedizin und Tiermedizin sind Tierversuche oft nicht zu umgehen. Studenten, die keine Lust auf Tierversuche haben, können sich bei folgender Organisation informieren: www.satis-tierrechte.de 

Schmerzfreie Methoden:
Wie bereits erwähnt gibt es genügend »Alternativen« in der medizinischen Forschung, die überdies auch noch schneller, günstiger und sichere Ergebnisse liefern. Bei der Arbeit im Reagenzglas, dem sogenannten In-vitro-Verfahren, handelt es sich um Forschung unter anderem an menschlichen Zellkulturen, zum Beispiel von erkrankten Menschen, also Forschung an der Krankheit selbst. Moderne Computermodelle, das sogenannte In-silico-Verfahren, simulieren den menschlichen Organismus und über die Einwirkung von Arzneimitteln können hier sehr viel aussagekräftigere und genauere Ergebnisse geliefert werden. Auch oft langjährige Beobachtung von Kranken, ihren Angehörigen usw. haben gezeigt, dass hier wesentlich bessere Rückschlüsse zum Beispiel auf die Entstehung und Vererbung einer Krankheit gezogen werden können. Faktoren, denen man als Mensch ausgesetzt ist, können bei Tierversuchen nicht berücksichtigt werden. Durch eine Studie, die sogenannte Framingham-Studie, bei der seit über 60 Jahren über 5.000 Menschen, deren Kinder  und Kindeskinder hinsichtlich ihrer Herz-Kreislauf-Gesundheit, beobachtet wurden, konnte festgestellt werden, dass es Zusammenhänge mit dem Cholesterin-Spiegel, Rauchen und Übergewicht gibt. Durch diese Erkenntnis konnte die Todesrate durch Herzkrankheiten um 11% gesenkt werden. Die Physio-Controll-Methode ist eine Kombination aus Mikrochip und zum Beispiel bösartigen Krebszellen, ein komplettes Minilabor sozusagen. Hier kann die Wirkung von Medikamenten auf Krebszellen getestet werden, die überdies noch sehr kostengünstig und sehr schnell Ergebnisse liefert. Bei all diesen Methoden wird bewusst auf die Bezeichnung »Alternative Methoden« verzichtet, da die Wirksamkeit sehr viel höher eingeschätzt wird, als bei Tierversuchen. Das sind nur wenige Beispiele für Forschungsmethoden, bei denen kein Tier leiden und sterben muss und daneben noch sehr zuverlässige Ergebnisse liefert. Die meisten medizinischen Durchbrüche wurden bisher durch Be-obachtung oder durch Zufall erwirkt. Aspirin und Penicillin wurden durch Zufall gefunden. Auch Röntgen hatte die Wirkung der Röntgenstrahlen nur durch einen Zufall entdeckt. 

Was kann ich selbst tun?
Bereits im jahrelangen Kampf gegen Tierversuche in der Kosmetikbranche konnten gute Erfolge erreicht werden. Seit diesem Jahr ist es europaweit verboten Kosmetikrohstoffe, an Tieren zu testen. Dieser Erfolg ging auch auf die Meinung der Öffentlichkeit zurück und auf den Konsumenten, der wählen konnte. In der Medizin ist diese Wahl nun nicht so einfach. Niemand, der eine Krankheit hat, würde auf ein Medikament verzichten, das ihm helfen kann, wieder gesund zu werden. Dennoch brachte die Meinung der Öffentlichkeit dieses Thema zu den Politikern. Durch eine Kampagne der »Ärzte gegen Tierversuche e. V.« bezüglich des Verbots von Hirnversuchen an Affen in Tübingen, die bisher sehr erfolgreich verlaufen ist, müssen sich die Politiker nun mit diesem Thema zumindest auseinander setzen. Es ist also wichtig, informiert zu sein, darüber zu diskutieren und auch seine Mitmenschen für dieses Thema zu sensibilisieren. Wer mehr tun möchte, kann sich ehrenamtlich bei einem Verein engagieren oder Mitglied werden. Doch man muss viel Geduld mitbringen, die politischen Mühlen mahlen langsam. 

Quellenangaben und weitere Infos:


(Artikel für port01 09/2011)